Psychologische Erklärungsmuster der ängstlichen
Persönlichkeit.
Eine grundlegende Angst ist die Angst vor dem
Tod. Viele Verhaltensweisen des Menschen werden erst mit dieser Angst erklärlich.
Auch die Frage nach dem Sinn des Lebens liegt
in der Tatsache begründet, dass das Leben irgendwann einmal beendet sein wird. Lebensinhalte und Lebensziele spielt eine zentrale
Rolle im Leben des Menschen.
Angst unterliegt vielen individuellen Einflüssen.
Diese Einflüsse entscheiden letztendlich, ob ein Mensch eher selbstbewusst oder eher ängstlich durchs Leben geht. Vielfach
entstehen Grundhaltungen bereits in den ersten Lebensjahren. Das bedeuten aber nicht, dass ein Mensch an einer Angsterkrankung
leidet, nur weil seine Grundhaltung eher ängstlich ist.
Individuelle Ursachen der Angst.
Bei den individuellen Ursachen der ängstlichen
Persönlichkeit unterscheidet man:
- Angst als erlernte Reaktion.
- Angst durch Fehler in der Erziehung.
- Angst durch mangelndes Selbstvertrauen.
- Angst durch negatives Denken.
- Angst durch bedrohliche Probleme und Konflikte.
- Angst durch Überforderung und Stress.
Angst als erlernte Reaktion wird an einem Beispiel verdeutlicht.
Ein Kind, dessen Grundbedürfnis nach Zuwendung
von den Eltern häufig mit Abweisung beantwortet wird, lernt seine Gefühle zu verbergen.
Ob aus einer solchen Konstellation tatsächlich
Angstzustände hervortreten, liegt an der Persönlichkeit des Individuums und an der Verarbeitung der gemachten Erfahrungen.
Im ungünstigsten Fall wird auch später der erwachsene Mensch ängstlich auf gefühlsbetonte Situationen reagieren.
Diese Ängstlichkeit wird aber erst dann zu einer
behandlungsnotwendigen Erkrankung, wenn sie das Leben dieses Menschen zu beherrschen beginnt.
Angst durch bestimmte Erziehungsformen: Überbehütete Kinder haben oft Angst.
Charakteristisch hierfür ist das Phänomen der
Überbehütung und der Entmutigung. In einem überbehüteten Elternhaus wird einem Kind jegliche schmerzliche Erfahrung verwehrt.
So lernt es nicht, mit solchen Erfahrungen umzugehen und diese positiv zu bewältigen. Oft liegt der Überbehütung der Kinder
die Angst der Eltern zugrunde. Diese Eltern haben häufig ebenfalls eine ängstliche Erziehung erlebt. So übertragen sich ihre
Ängste auf ihre Kinder. Natürlich kann nicht allgemein gesagt werden, dass Fehler in der Erziehung zu Angst führen. Es soll
hier nur auf die mögliche Tragweite hingewiesen werden, die eine Überbehütung oder auch andere Formen der Erziehung haben
können.
Kinder kennen die Gefühle ihrer Eltern. Kinder
spüren instinktiv, ob die übertriebene Fürsorge auf ehrliche Zuneigung zurückzuführen ist. Wenn sie den Eindruck haben, dass
die Fürsorge ihrer Eltern nicht von Gefühlen getragen wird, reagieren sie darauf möglicherweise mit Unsicherheit und Angst,
denn eine Welt, die so gefährlich ist, dass man dauernd vor ihr behütet werden muss, ruft Angst hervor.
Ein strenger Erziehungsstil erzeugt Schuldgefühle.
Das Phänomen der Entmutigung folgt ähnlichen Mechanismen. Ein sehr strenger Erziehungsstil und zu hohe Ansprüche stellen ein
Kind vor ein dauerndes Problem. Immer hat es Angst zu versagen. Das Kind wird förmlich niedergedrückt von den Erwartungen
der Eltern. Es kann nicht erkennen, dass es nicht seine Schuld ist, dass es diesen Anforderungen nie genügt. So werden Schuldgefühle
erzeugt, die schließlich in Angst enden und sich oft auf das ganze weitere Leben auswirken.
Angst durch mangelndes Selbstvertrauen: Mangelndes Selbstvertrauen verhindert Konfliktlösung. Menschen, die nur ein schwaches
Selbstvertrauen haben, reagieren in vielen Situationen verständlicherweise ängstlich, die andere Menschen leicht zu bewältigen
vermögen. Obwohl sie objektiv die Fähigkeiten dazu besitzen, werden sie mit vielen Problemen und Konflikten im Alltag nicht
aus eigener Kraft fertig. Sie glauben nicht an ihre Fähigkeiten. Sie haben kein Zutrauen zu sich selbst.
Angst durch negatives Denken: Haben Pessimisten häufiger Angst? Ein Glas, das zur Hälfte mit Wasser gefüllt
ist, ermöglicht grundsätzlich zwei Denkweisen.
Der eine meint, dieses Glas ist halb voll, der
andere, das Glas ist halb leer.
Negative Erwartungen erfüllen sich fast unwillkürlich.
Eine negative Einstellung kann so übermächtig werden, dass sie eine verstandesmäßige Einsicht in die Situation nicht mehr
zulässt. Eine Situation aber, die nicht verstanden wird, kann Angst erzeugen.
Angst durch bedrohliche Probleme und Konflikte: Angst haben ist ganz normal. Konflikte und Probleme gehören zum täglichen
Leben. Jeder Mensch kann in Konflikte geraten, die Angst erzeugen.
Die Umgangsweise damit ist aber durchaus unterschiedlich.
Verdrängt ein Mensch Angst, und löst er diesen Konflikt nicht, so bleibt die bedrohliche Situation erhalten. Da die Ursachen
für die Angst verdrängt wurden, sind solche Situationen, wenn sie sich wiederholen, besonders bedrohlich, weil sie nicht mehr
verstanden werden. Ein solcher Mensch scheint seiner Angst hilflos ausgeliefert zu sein.
Angst und Stress: Stress ist heute ein Modewort geworden. Dabei wird leicht übersehen, dass ein gewisses
Maß an Stress zum Leben dazugehört. Ohne wäre das Leben zu langweilig. Die Grenzen zwischen dem nützlichen Phänomen Stress
und einer Überforderung sind fließend und individuell sehr unterschiedlich.
Angst als biologische Schutzfunktion bei Überforderung: Eine mögliche Reaktion auf eine Überforderung durch Stress ist Angst. In
diesen Fällen erfüllt die Angst die normale biologische Funktion als Warnzeichen. Sie will zur Ruhe und Erholung zwingen.
Wer dem Bedürfnis nach Ruhe nicht nachgibt und so die Warnzeichen des Körpers und der Seele missachtet, muss mit einer Verstärkung
der Angst und der Stressschäden rechnen.